Open Air Kino Spinnereiplatz , 5., 7. 8. Juli 2023
Ein Kinoerlebnis gleich vor der Haustür: die Leinwand steht vor der erhabenen Kulisse der alten Spinnerei steht, die Zuschauer:innen richten sich unter den Bäumen des Spinnerei-Wäldchens gemütlich ein und mit dem Eindunkeln geht es los …
Es ist bereits das zweite Mal, dass das Sommer-Openair-Kino am Spinnereiplatz in der zweitletzten Woche vor den Schulferien über die Bühne ging – auch dieses Jahr wieder kostenlos. Mitbringen musste man lediglich einen Stuhl oder ein Kissen von zu Hause, um bequem sitzen zu können.
Das Konzept vom letzten Jahr haben die drei Initiant:innen aus der Geho beibehalten: ein Arthouse Film am Mittwoch, etwas für ein breiteres Publikum am Freitag, und einen Familienfilm am Samstag. Trotz gleichzeitigem Zürifest schauten sich jeweils um die 80 Besucher:innen aus der Siedlung und von auswärts den Film an.
Zum politischen Roadmovie «Taxi Teheran» servierte das Café-Restaurant Olive von Haydar Karatas orientalische Mezze – alles ging weg. Haydars Biografie ist der des iranischen Regisseurs nicht unähnlich. Wie dieser in Iran, hat Haydar in der Türkei gegen das Zensurgesetz verstossen und dafür mit einer langjährigen Gefängnisstrafe bezahlt. Somit passte die orientalische Küche der Olive nicht nur kulturell ins Konzept.
Beim dänischen Film «Drunk» gab es viele Lacher, auch wenn das Thema des übermässigen Alkoholkonsums der Protagonisten durchaus auch kritisch behandelt wurde. Die dänischen Kanelsnegle und Kardamomsnurrer (Zimtschnecken und Kardamomknoten), welche Boris Wälchli selber für den Anlass zubereitet hatte, gingen weg wie frische Weggli.
«Shaun das Schaf» lief am Samstag anders als an den vorangehenden Tagen in der synchronisierten Version auf Deutsch, da an diesem Abend auch die Jüngsten mit dabei waren. Dabei wurde viel gelacht (zum Beispiel, wenn der Bauer die Kunden in einem Frisiersalon schert, als wären es Schafe) und viel geweint (Shaun und seine Mitschafe werden in der Stadt wirklich gemein behandelt). Nicht alle schafften es bis zum Happy End kurz vor 23 Uhr, ohne einzuschlafen.
Dass der Anlass zum Erfolg wurde ist auch all den Unterstützer:innen zu verdanken, die an der Bar, beim Auf- oder Abbau der Leinwand halfen, die Geräte ausgeliehen haben oder den Anlass mit teils sehr grosszügigen Spenden unterstützt haben – darunter das Quartiernetz Manegg, BubbleBox, Migros Kulturprozent und Migros Support Culture.
Der Geho gebührt besonderer Dank, dank deren tatkräftigem Einsatz konnte das komplizierte Beleuchtungssystem auf dem Spinnereiplatz ausgeschaltet werden.
Die Taxifahrt durch Teherans Strassen mit Regisseur Jafar Panahi oder den tanzenden Mads Mikkelsen am Ende des Films «Drunk» hätten wir mit Kunstlicht über unseren Köpfen jedenfalls nicht gleichermassen geniessen können.